Die wichtigsten Neuerungen in der FMEA: FMEA Harmonisierung / FMEA Alignment


Mittel der Wahl Risikoanalyse ISO 9001:2015

Schon lange hat die FMEA quasi-verpflichtenden Charakter eingenommen, und das nicht nur im automotiven Bereich bei den Herstellern und Zulieferern, sondern ebenfalls in vielen weiteren Branchen, wie zum Beispiel dem Anlagen- und Maschinenbau, der Windkrafttechnik, der Medizingeräte- oder sogar in der Pharmaindustrie. Sicherlich gilt diese Annahme in besonders strengem Maß bei Erstausrüstern für die Automobilindustrie. Sowohl diese als auch Systementwickler und deren Vor-Lieferanten (Supplier) in Deutschland und in Nordamerika handhaben die FMEA fast ausnahmslos als verpflichtende Maßnahme. Nichtsdestotrotz gewinnt die FMEA auch in vielen anderen Bereichen immer mehr an Bedeutung und orientiert sich stark an den Vorgaben für die Autobauer nach VDA / AIAG.

Allerdings erweist sich die Ausarbeitung einer inhaltlich vollständigen und präzisen FMEA gerade in diesem Bereich als schwierig. Wird die FMEA planungs- und entwicklungsbegleitend erstellt, so stellen wir schnell fest, dass die methodischen Vorgaben und Anforderungen an die FMEA sich in den jeweiligen Handbüchern der zuständigen Dachverbände VDA und AIAG (Automotive Industry Action Group) teilweise doch sehr stark unterscheiden. Und eben diese Unterscheidungen führen häufig zu zehrenden und langwierigen Diskussionen, beachtlichem Mehraufwand in der Aufbereitung und einer deutlich höheren Komplexität in Darstellung und Umgang mit der FMEA.

Nicht unlängst erklingen Rufe nach der Ausarbeitung eines gemeinsamen verpflichtenden Dokuments, welches die bestehenden Unterschiede vereinheitlicht und harmonisiert. Bereits seit letztem Jahr befindet sich dieses Dokument, ein neuer vereinheitlichter Gelbdruck von VDA und AIAG, im Endstadium der internen Diskussion, das eben diese gewünschten Vereinheitlichungen und Vereinfachungen bringen soll. Vertreter beider Organisationen, VDA und AIAG, haben in Arbeitsgemeinschaften harmonisierte und angeglichene FMEA Anforderungen herausgearbeitet und Erwartungen an Entwicklungspartner, Systementwickler und Zulieferer der Automobilindustrie formuliert.

An diesem Arbeitskreis waren folgende Unternehmen beteiligt: Bendix Commercial Vehicle Systems, Continental Automotive, Continental Teves AG & OHG, Daimler AG, Daimler Trucks NA LLC, FCA US LLC, Ford Motor Company, General Motors Company, GKN, Honda North America, Inc., Lear Corporation, Nexteer Automotive, ON Semiconductor, Robert Bosch GmbH, Schaeffler AG, Verband Der Automobilindustrie Ew. V. (VDA), Volkswagen Group of America, Inc., ZF Friedrichshafen AG.

Im Zusammenhang mit dem Erscheinen dieses neuen Gelbdrucks wird es somit diverse wichtige Neuerungen für die Automobilindustrie geben.

Die beschlossenen Maßnahmen und Änderungen, die Harmonisierung der FMEA Anforderungen, ermöglichen es zukünftig Lieferanten sowohl in Deutschland als auch in Amerika und Zulieferfirman mit Kunden auf beiden Seiten der Welt, eine den Anforderungen nach identische FMEA zu pflegen, um in formeller Hinsicht korrekt und vollständig zu sein. Nur so kann man tatsächlich sämtlichen Anforderungen und Erwartungen aller Beteiligten auch gerecht werden ohne doppelten Arbeitsaufwand zu investieren.

Erwartete Neuerungen nach Harmonisierung der FMEA (VDA / AIAG) – VDA/AIAG Alignment

 

Zu den Neuerungen und den Inhalten der Vereinheitlichung der FMEA Vorgehensmodelle nach VDA und AIAG zählen folgende Punkte:

• 6 Schritte der FMEA (Ergänzung um Schritt 1 „Scoping“): Die gemeinsame FMEA-Methodenbeschreibung nach VDA/AIAG umfasst anstatt der bisher fünf Schritte nach VDA künftig sechs Schritte, als weiterer Schritt bei der Entwicklung der FMEA wird „Scoping“ hinzugefügt.
• Abschaffung der RPZ: Die Risikoprioritätszahl (RZP) als Produkt der Auftretenswahrscheinlichkeit, Bedeutung der Fehlerfolgen sowie die Entdeckbarkeit in dieser Form werden als Teil der FMEA-Methodenbeschreibung künftig nicht mehr von Bedeutung sein.
• Einführung von RMR: Infolge der Abschaffung der RPZ findet die Einführung des Risk Matrix Rankings (RMR) statt, und zwar als „Ampelfaktor“; dabei handelt es sich um ein Ergebnis aus der Risikomatrix BA, BA, AE.
• Erweiterung des Formblattes: Das Formblatt umfasst aktuell etwa 38 Spalten, dies soll erweitert werden, dementsprechend wird die Anwendung von Excel als FMEA-„Werkzeug“ vermutlich obsolet, während sich der SW-Einsatz als erforderlich erweist.
• Vereinheitlichung der Bewertungstabellen B, A, E
• Einführung einer zusätzlichen Spalte für Anforderungen
• K-Spalte nur noch in der Prozess-FMEA

 

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